… ein freund hat neulich erzählt, daß er sich in seiner tätigkeit als lehrer einem moralischem dilemma ausgesetzt sieht. einerseits soll er der jugend wissen vermitteln, sie sozusagen für den markt verwertbar machen, andererseits müßte er mindestens die hälfte jeden jahrganges direkt in den knast schicken.
auf meinen fragenden blick antwortete er, daß er kaum einen schüler kenne, der weniger als 30 illegal kopierte mp3s oder filme auf seinem rechner habe. “wofür glaubst du werden externe festplatten mit 200 gigabyte verwendet? für powerpoint präsentationen?”
er habe ein ganz gutes verhältnis zu seinen schutzbefohlenen aufgebaut und bekomme so ab und an mit, wenn per bluetooth liedchen getauscht würden. gelegentlich weise ihn ein roter kopf oder verlegenes kichern auch auf den tausch nackter tatsachen hin, aber das gab es ja auch schon für den 64er und davor sicher auch.
“was soll ich nun aber machen?”, fragte mein freund. “soll ich das gesetz durchsetzen und mahnungen, verweise und strafbefehle gegen meine schüler anstrengen?” das arbeitsverhältnis würde von solchen aktionen nachhaltig belastet. es würde zwar sinn machen, ein paar stunden auf urheberrecht und ‘auch künstler müssen essen und miete zahlen’ einzugehen, das wäre aber kaum möglich, da er seine oberstufe auf das zentralabitur vorbereiten müsse und die evaluierung dieser ergebnisse über seinen beruflichen fortbestand entscheide.
“schüler tauschen kopien von musik und filmen”, sagte er. “wenn ich sie daraufhinweise, daß es illegal ist, machen sie es eben etwas versteckter, sage ich nichts, mache ich mich sicher der beihilfe schuldig.” selbst die bagatellklausel sei unsinn, weil in der regel die anzahl illegaler kopien pro schüler im unteren bis mittleren dreistelligen bereich sei.
“welches interesse hat eine regierung nun daran ihre eigene jugend zu kriminalisieren?” wenn sie es ernst mit dem urheberrecht meinten, müßten sie es entsprechend umsetzen mit allen konsequenzen, die sich daraus ergäben. oder sie ließen es bleiben und suchten eine andere lösung.
“die regierung laviert sich so durch und ich muß zwischen den stühlen sitzen”, sagte er. “fein gemacht.”
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